Ausgangspunkt der Spielanordnung ist die Gegenwart im Hier und Jetzt der Postmoderne vor dem Hintergrund einer sich im Werteverfall befindlichen politischen Weltordnung, der es an orientierungsfähigen Ideologien mangelt, deren Ordnungssysteme zunehmend aufgeweicht werden (Religion, Politik) und einem alles umfassenden Liberalismus Platz machen.
„Nach dem Spiel ist vor dem Spiel." Diese Weisheit Sepp Herbergers charakterisiert die Erzählperspektive der Geschichte, einer Utopie im Zeitalter von Individualisierung und Globalisierung und deren Auswirkungen auf eine Jugend, der das „Bauchgefühl" fehlt, zu unterscheiden, was erlaubt ist und was nicht, nach dem Motto: „Was wäre wenn...?", im Wechsel zwischen Reflexion und Rückblende.
Die Form der Dramatisierung dient gewissermaßen als Vorgabe der Konzeptionsidee: Zeitlich gesehen ist die Geschichte zu Anfang des Stücks bereits Vergangenheit d. h. das Schlußbild der Gerichtsverhandlung wird zur Ausgangssituation für die Inszenierung.
In Zeiten wo der Kampf gegen das Weltbild der Elterngeneration nicht mehr aktuell ist, wo die Fronten von „Gut" und „Böse" durch die inflationäre Wahrnehmung von Terror durcheinander geraten, wo die Auseinandersetzung mit den existentiellen Fragen unserer Zeit (Was ist erlaubt, was nicht?) unbeantwortet bleibt, wächst die Bereitschaft, die Grenzen der Moral, des menschlichen Mitgefühls, des vorhersehbaren Verhaltens zu überschreiten. Dieser nihilistischen Versuchung können auch Ada und Alev nicht widerstehen, jedoch treiben sie ihre Ideologie noch weiter: Denn sie verneinen nicht nur die Sinnhaftigkeit der Werte und Normen, sondern auch gleich deren Existenz.